Robert Stephan Bolli

Vintage drawing

Daddy's Dienstwagen bei +GF+ ?

Bleistiftzeichnung von H. Springmann, datiert vom 20. Oktober 1942

 

 

 




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Oldtimer am 29.02.2020
gab es dieses Modell wirklich?
Robert Bolli:
Hallo Oldtimer! Ich bin mir nicht so sicher, ob diese Type jemals so existiert hat. Jahrgang und Form erinnern an die L 301 - Serie, wobei allerdings festgestellt werden muss, dass bis 1945 bei MB nur Autos mit auf den Kotflügeln aufgesetzten Scheinwerfern gebaut wurden. Privat besass mein Grossvater (Daddy) einen mausgrauen MB der Serie W 120 oder W 121, also eine Limousine der "Ponton-Mercedes" genannten Serie mit selbsttragender Karosserie, die als Mercedes 180, bzw. 190 verkauft wurden.

Mein Freund Geronimo

"Und das ist mein Freund Geronimo!", setzte er seine Ausführungen fort und zeigte dabei stolz auf den Indianerkopf. "Den habe ich selbst in Airbrush-Technik hingesprüht!"

"Ich weiss, Geronimo der Apachenhäuptling, Schamane und letzter Führer des Widerstandes gegen die Truppen der USA. Geboren am 16. Juni 1829, gestorben am 17. Februar 1909 an Lungenentzündung in Fort Sill. Sein richtiger Name war Gokhlayeh, was der Gähnende bedeutet, weil er als Kind immer so müde war.  Als Neunjähriger verlor er seine Eltern. Sie wurden mit weiteren vierhundert Apachen von weissen Skalpjägern bei einem Fest, zu dem die Indianer eingeladen waren, massakriert. Dann wurde er von Mangas Coloradas aufgenommen und zum Krieger ausgebildet. Coloradas war Häuptling während der Apachenaufstände gegen die Mexikaner, die ihrerseits mit den US-Truppen verbündet waren. Er wurde 1797 geboren und am 18. Januar 1863 in Fort McLane ermordet, beim Versuch, mit General West Friedensverhandlungen aufzunehmen."

Damit schloss Rouven seine kurze Abhandlung und atmete zuerst einmal tief durch.

"Du scheinst eine Menge über Indianer zu wissen. Ist das dein Hobby?", fragte der Hüne sichtlich beeindrukt. Rouven antwortete mit Begeisterung: "Ja, mich interessiert eben alles über die Indianer, besonders die von Nordamerika."

"Oh, das ist sehr gut. Man kann viel von ihnen lernen!", pflichtete ihm der Hüne bei und forderte ihn auf: "Komm mit an unseren Tisch. Ich spendiere dir einen Drink. Ich glaube, du kannst uns auch eine Menge erzählen."

Fragment aus "Rouven - wilder Junge" CMS-Verlagsgesellschaft 2012

 




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Rony Nietlispach am 28.08.2020
Grüezi Robert, endlich habe ich während meiner dreiwöchigen Ferien mir die Zeit genommen und habe deinen Roman "Rouven" reingezogen! Robert, das Buch ist eine Bombe! Sehr spannend und interessant geschrieben. Die Geschichte könnte jederzeit auch im wahren Leben stattfinden. Würde die Geschichte verfilmt, wäre es ein Kassenschlager! Gruess Rony
Robert Bolli:
Hey Rony, merci vilmol für dein Feedback - ja, das sehe ich allerdings auch so! Liebe Gruess zurück.

Steam, Steel and Stars

           Die Kunst des Ogle Winston Link

Ogle Winston Link, bekannt als O. Winston Link, geboren am 15. Dezember 1914, gestorben am 30. Januar 2001, war ein amerikanischer Fotograf.

Bekannt wurde er durch seine Schwarz-Weiss-Fotos und Tonbandaufnahmen der letzten planmässigen Dampf-lokomotiveinsätze in den Vereinigten Staaten in den 1950er Jahren. Er gilt als Begründer der professionellen Eisenbahnfotografie und verhalf dieser, sich als Hobby zu etablieren. Besonders seine Nachtfotografien waren wegweisend. Bekannt sind unter anderem die Fotos "Hotshot Eastbound" (ein Zug passiert ein Autokino) und "Hawksbill Creek Swimming Hole" (ein Zug überquert eine Brücke, unter der Kinder baden).

Eisenbahnfotografie - Das Norfolk-and-Western-Projekt

Während eines Auftrages zur Industriefotografie in Staunton (Virginia) 1955 rückte eine naheliegende Strecke der Norfolk and Western Railway (N&W) in sein Blickfeld und seine Liebe zur Eisenbahn wurde neu belebt. Die (N&W war die letzte Class-1-Bahngesellschaft, die von Dampflokomotiven auf Diesellokomotiven wechselte. Am 21. Januar 1955 machte er in Waynesboro (Virginia) seine erste Nachtaufnahme von der Strecke. Am 29. Mai 1955 gab die Gesellschaft bekannt, dass sie nun auch komplett auf die Dieseltraktion umsteigen wolle. Die Fotos von Link wurden somit ungewollt zu einer Dokumentation des Endes des Dampfbetriebes in den Vereinigten Staaten. Rund 20-mal besuchte er die Strecken der N&W in Virginia und bis 1960 machte er insgesamt 2'400 Aufnahmen.

Die Fotos machte Link auf eigene Kosten, er wurde jedoch vom Präsidenten der N&W, Robert Hall Smith, sowie von anderen Beschäftigten unterstützt. Neben den Lokomotiven fotografierte er die Eisenbahner der N&W bei der täglichen Arbeit sowie das Leben in den Gemeinden entlang der Bahnstrecken. Die Fotos waren exakt ausgerichtet und wurden meist nachts aufgenommen. Link begründete dies damit, dass er dann die Beleuchtung optimal wählen könne, während die Sonne meist nicht am richtigen Platz sei.

Auch andere Fotografen wie Philip Hastings und Jim Shaughnessy machten ähnliche Nachtaufnahmen. Link jedoch nutzte neue Techniken für die Blitzfotografie, um auch grössere Objekte ablichten zu können. Für das Foto "Hotshot Eastbound" (Iaeger, West Virginia) benutzte er 42 Blitzlampen Nr.2 und eine Nr.0 die gleichzeitig gezündet wurden. Zusammen mit seinem Assistenten baute er die Technik auf, wobei sie in Reihe geschaltet wurde, so dass bereits eine einzelne Fehlfunktion die Anfertigung eines Fotos ausschloss. Eine weitere Schwierigkeit lag darin, dass Link die richtige Auslöseposition des bewegten Zuges nachts in der Regel nur erahnen konnte. Link nutzte eine 4x5-Fachkamera mit Schwarz-Weiss-Film. Aus diesen stellte er dann die Silbergelatinefotos her. Neben den Schwarz-Weiss-Nachtfotos machte Link auch Tagesaufnahmen vom einzigen Personenzug auf der Abingdon-Nebenstrecke der N&W. Auch die meisten seiner Farbfotos entstanden entlang dieser Strecke. 

Zwischen 1957 und 1977 machte er zusätzlich zu den Fotos auch Tonaufnahmen, die er unter dem Titel "Sounds of Steam Railroad" veröffentlichte. Unter Eisenbahnfans war Link ab Ende der 1950er Jahre aufgrund seiner Veröffentlichungen unter anderem in der Eisenbahn-Zeitschrift "Trains" schnell bekannt.

Im Verlaufe meiner genau 20-jährigen Mitgliedschaft im EAKF (Eisenbahn-Amateurklub Feuerthalen) wurde ich auf O. W. Link aufmerksam, da sich eine Gruppe von Mitgliedern speziell mit dem Thema US-Bahnen  befasst und eine eigene Spur-N-Anlage nach US-amerikanischem Vorbild unterhält. Der Zufall wollte es, dass just in dieser Zeit (also etwa 1995) der Weltbild-Verlag den Link-Bestseller Steam - Steel & Stars  zu einem sensationell günstigen Preis anbot. Seither befinden sich gleich zwei dieser Fotobände in meiner Eisenbahn-Bibliothek.

Zu den Fotos (ganz oben): "Hawksbill Creek Swimming Hole". Eine der bekanntesten Fotografien von Link. Der Schnellgüterzug Nr.96 fährt in Lurey (West Virginia) ein und überquert dabei den Highway 340, der an dieser Stelle über den Hawksbill Creek führt. Derweil kühlen sich Barry Good und die fünf Judd-Geschwister nach einem heissen Sommertag im Fluss ab. Ich liebe dieses Foto wegen der speziellen Atmosphäre, die es ausdrückt. Einerseits ist da die Vertrautheit dieser spielenden Kinder in ihrer vertrauten Umgebung, andererseits wirkt die Szenerie aufgrund der eigentlich vorherrschenden Finsternis fast ein wenig unheimlich. Hat O. W. Link mit seinen Fotografien womöglich Stephen King und John Carpenter beeinflusst?

Das zweite Foto ist für mich ebenfalls eine Quelle der Inspiration: Südlich von Lithia liegt das Haus von Hester Fringer, in deren Wohnzimmer auch die Aufnahme entstand. Sie zeigt ein allabendliches Ritual: Enkel George Poulis winkt der Lokmannschaft des vorbeifahrenden Zuges Nr.2 zu, während sich seine Mutter und die Lieblingstiere der Familie am Kaminfeuer wohlfühlen. Die Idylle erinnert mich an die alten Lassie- oder Fury-Filme, die ebenfalls in dieser Epoche (und auch in s/w) gedreht wurden. Bürgerlich-US-amerikanische Lebensart. Idylle pur! In Erfüllung gegangene Emigrantenträume, real gewordene Tellerwäscher-Geschichten. Etwa so ätzend wie bei uns die ewig-gestrige Heidiland-Atmosphäre, die man allenfalls noch in den ebenso rührseligen wie verstaubten Gotthelf-Verfilmungen nacherleben kann. Der aufmerksame Betrachter kann eventuell in diesem Foto den Keim erkennen, der dazu geführt hat, dass in den 1960er Jahren systemkritische Studenten auf die Strasse gingen, um gegen den Vietnamkrieg und die Verlogenheit des Establishment zu demonstrieren, und schliesslich, 1969 in Woodstock (New York)  mit dem grössten Openair-Festival aller Zeiten die Hohe Zeit der Hippie-Kultur einläuteten.     

 

 




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Monte Verità - Berg der Wahrheit

Monte Verità "Der Ort, an dem unsere Stirn den Himmel berührt..."

Etwa einen halben Kilometer vom Zentrum des Städtchens Ascona im Kanton Tessin entfernt, befindet sich der Monte Verità genannte Hügel, auf dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Gruppe von Personen unter der Leitung von Ida Hofmann und Henri Oedenkoven eine Kolonie gegründet hatte. Sie strebten eine neue Lebensphilosophie an, die auf der Rückkehr zur Natur, der Befreiung von allen Fesseln, der vegetarischen Ernährung, der Bewegung in der freien Natur, dem Sonnenbad, dem Nudismus und der Theosophie beruhte. Als erstes Gebäude auf dem Gelände wurde das Sanatorium Monte Verità errichtet. Das Haus, das anhand von Prospekten erstmals ab 1902 beworben wird, stand allen offen, die Erholung in der intakten Natur suchten, vermutlich schon deshalb, um der Kolonie regelmässige Einkünfte zu sichern. Zu den Gästen zählten viele Persönlichkeiten des Kulturlebens der damaligen Zeit, so der Locarneser Maler Filippo Franzoni, die Schriftsteller Hermann Hesse und Erich Maria Remarque, der Anarchist Raphael Friedeberg, der Psychoanalytiker Otto Gross.

Auf dem legendären Hügel, auf dem schon im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts eine unglaubliche Zahl von alternativen Lebensformen erprobt wurden, sind heute nur noch wenige Spuren der "Balabiott" (Nackttänzer), zu finden, wie die Einheimischen diese exzentrischen Menschen nannten. Um den damaligen Bewohnern des Monte Verità nachzuspüren, lohnt sich ein Besuch des Museums Casa Anatta, eingerichtet in der einzigen erhalten gebliebenen Lichthütte. Die Eranos-Bewegung, gegründet 1933 von Olga Frobe-Kapteyn, die den Theosophen des Krishnamurti nahestand, versuchten den Geist der Weltverbesserer am Monte Verità und die Lehre von Carl Gustav Jung in unsere Zeit hinüberzuretten. Heute werden von den "Amici di Eranos" Seminare mit ähnlich gelagerten Themen durchgeführt. Der Versuch einer Wiederbelebung, Ende der 1970er-Jahre, brachte nur einen sehr bescheidenen Erfolg. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 Henri Oedenkoven und Ida Hofmann 1903

Geschichte des Monte Verità

Seit jeher gehört das Tessin mit seinem mediterranen Klima, dem reinen und weichen Licht sowie den üppigen Farben zur bevorzugten Stätte für grossartige Einzelgänger, die die südliche Landschaft als Nährboden ihrer im Norden nicht zu realisierenden Utopien deuten. Das Tessin wird zur Gegenwelt des urbanisierten, industrialisierten und technisierten Nordens, Zufluchtsort für Weltverbesserer aller Art. Zentrum dieser gelebten Alternativen ist seit 1900 der über Ascona gelegene Hügel Monte Verità. Die Lebensreformer, Künder eines dritten Weges zwischen den Blöcken Kapitalismus und Kommunismus, erküren sich ihn nach langer Suche im Gebiet der oberitalienischen Seen zur neuen Heimat.

Die Gründer kommen aus allen Himmelsrichtungen: Henri Oedenkoven aus Antwerpen, die Pianistin Ida Hofmann aus Montenegro, der Künstler Gusto und der Ex-Offizier Karl Gräser aus Transsilvanien. Gemeinsam gehen sie auf dem Berg der Wahrheit ans Werk. In Reformkleidern und mit langen Haaren verrichten sie harte Garten- und Feldarbeit, errichten schlichte Hütten, entspannen sich mit Eurythmie und Nacktbaden, leben nahe den Elementen Licht, Luft, Wasser, Sonne, ernähren sich unter Vermeidung aller tierischen Nahrung nur von Pflanzen, Gemüse und Früchten. Sie verehren die Natur, predigen ihre Reinheit und interpretieren sie symbolisch im Sinne des romantischen Gesamtkunstwerks: Parsifalwiese, Walkürefelsen, Harrassprung sind wie "Monte Verità" Bezeichnungen, die mit der Zeit auch von den zuerst den Experimenten eher ablehnend gegenüberstehenden Asconesern übernommen werden. Ihre angestrebte Gesellschaftsform, die kooperativen Systeme, Frauenemanzipation, Gewissensehe, neue Erziehungsformen, die Einheit von Seele - Geist - Körper in gelebte "Wahrheit" umsetzen will, ist am besten als privat-besitzfreie urchristlich-kommunistische Gemeinde zu umschreiben. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Wer wollte, durfte nackt gärtnern.

                                                       

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ida Hofmann, Robert Jentschura, Henri Oedenkoven

 

Die Intensität der zwar nicht in der Gemeinschaft, aber von einzelnen verwirklichten Ideale zieht rasch Aussenseiter der Gesellschaft aus ganz Europa und aus Übersee auf den Monte Verità, der allerdings mit den Jahren immer mehr zum Sanatoriumsbetrieb wird: Theosophen, Lebensreformer, Anarchisten, Kommunisten, Sozialdemokraten, Psychoanalytiker, dann Literaten, Schriftsteller, Dichter und Künstler und schliesslich die Emigranten der beiden Weltkriege.

Namen: Raphael Friedeberg, Fürst Peter Kropotkin, Erich Mühsam, der Ascona zur "Republik der Heimatlosen" ausruft, Otto Gross, der eine "Hochschule zur Befreiung der Menschheit" plant, August Bebel, Karl Kautsky, Otto Braun, ja vielleicht Lenin und Trotzki, Hermann Hesse, Franziska Gräfin zu Reventlow, Else Lasker-Schuler, D.H. Lawrence, Rudolf von Laban, Mary Wigman, Isadora Duncan, Hugo Ball, Hans Arp, Hans Richter, Marianne von Werefkin, Alexej von Jawlensky, Arthur Segal, El Lissitzky und viele andere mehr. Nach dem Auszug der Gründer 1920 nach Brasilien wird nach einem kurzen Bohèmezwischenspiel der Monte Verità durch Baron Eduard von der Heydt, einen der grössten Sammler zeitgenössischer Kunst und aussereuropäischer Kulturen, Bankier des Ex-Kaisers Wilhelm II., erworben und zur Residenz umgestaltet. Die Bohème zieht nun ins Städtchen oder in die Täler des Locarnese. Doch der Hügel, nun als Hotelbetrieb und Erholungspark genutzt, behielt seine magische Anziehungskraft. Neben der erwiesenen magnetischen Anomalie der geologischen Beschaffenheit des Untergrundes von Ascona wird es das Wissen um die Summe der gelungenen und misslungenen Sprünge vom Ich zum Wir, all dieser Annäherungen an die ideale, schöpferische Gesellschaft sein, die unsichtbar abgelagert, aus dem Monte Verità ein besonderes, landschaftliches und klimatisches Mikroparadies macht.

 Gymnastik im Freien

 

 

 

 

 

 

 

Bild oben:  "Outdoor-Dancing" - zu welcher Art von Musik wohl?

Der Monte Verità ist aber auch ein erhalten gebliebenes Zeugnis für die Geschichte der Architektur in einem 75'000 m2 grossen Naturpark. Von der Hütte Adams bis zum Bauhaus. Die Weltanschauung der ersten Siedler verlangt nach der Lichtlufthütte, chaletähnlichen Holzkonstruktionen ohne Komfort. Kurz nach 1900 entstehen die Casa Selma (heute Museum), Casa Aida (noch bewohnt), die mit abgewinkelter Fassade sich der Sonne maximal öffnende Casa Andrea (heute umgebaut), Casa Elena und Casa del Té (heute abgerissen) und die Casa dei Russi (Schlupfwinkel der russischen Studenten nach der Revolution von 1905, inzwischen renoviert). Für die Gemeinschaft wird die Casa Centrale mit einer optimalen Lichtführung, mit der Ying - Yang-Symbolik in Fenstern und Geländern errichtet (muss 1948 dem Anbau des Restaurants weichen, nur die geschwungenen Treppenaufgänge existieren noch).

Henri Oedenkoven baut als Wohn- und Repräsentationshaus die Casa Anatta, in "theosophischem" Baustil mit überall abgerundeten Ecken, doppelten Holzwänden mit Schiebetüren, gewölbten Räumen, grossen Fenstern mit Ausblick auf die Landschaft als einzigem verbindlichem Blickpunkt, einem grossen Flachdach mit Terrasse zum Sonnenbaden. Im Hauptraum dieser Casa tanzt Mary Wigman, sprechen Bebel und Kautsky, Martin Buber, spielt Ida Hofmann Werke von Wagner, finden die Feste der Gemeinschaft statt. 1926 richtet Baron von der Heydt die Anatta als Wohnhaus her, schmückt sie mit den sich heute im Museum Rietberg befindlichen Sammlungen afrikanischer, indischer, chinesischer Kunst und einer Kollektion von Schweizer Fasnachtsmasken (die sich heute in Washington befindet). 

Nach dem Tode des Barons im Jahr 1964 wird die Casa Anatta, das "originellste Holzhaus der Schweiz", das vom Architektur-Theoretiker Siegfried Giedion bereits 1929 als Musterbeispiel "Befreiten Wohnens" gelobte Haus, nicht mehr benötigt und baufällig. 1978 wird sie als zentrales Objekt für die Monte Verita-Ausstellung reaktiviert und ist seit 1981 als Museum zur Geschichte des "Wahrheitsberges" öffentlich zugänglich. 1909 baut der Turiner Architekt Anselme Secondo die Villa Semiramis als Gästehaus und Hotel. Die am Hang wie angeklebte Villa weist einige für den piemontesischen Jugendstil typische Merkmale auf. Am auffälligsten sind wohl die dreieckigen Fensterabschlüsse. 1970 wird sie unter Beibehaltung der Bausubstanz vom Tessiner Architekten Livio Vacchini stilgerecht erschlossen und modernisiert.

Mit der Ankunft des Barons von der Heydt auf dem Hügel beginnt auch der Einzug der modernen Architektur im Tessin. Der ursprüngliche Auftrag zur Errichtung eines Hotels im vom Bauhaus geprägten rationalen, funktionalen Stil, geht an Mies van der Rohe, ausgeführt wird er durch Emil Fahrenkamp, dem Erbauer des Shellhauses in Berlin und späteren Architekten der Rheinstahlwerke.

Hotel Monte Verità im reinen Bauhausstil. Das Hotel wird heute von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich , als Seminar- und Tagungszentrum verwendet, ist jedoch öffentlich zugänglich. 

                                   

Wie die Casa Anatta ist das Hotel dem Felsen vorgebaut, doch nun mit einfachen, klar erkennbaren Bauteilen, schlichten Zimmerfluchten mit Bauhausmöblierung, lichtdurchfluteten Gesellschaftsräumen, ausgeklügelten Bauübergängen und bis ins Detail geplanten Metallarbeiten. Dem Bau des Hotels ist es vor allem zuzuschreiben, dass die Meister des Bauhauses wie Gropius, Albers, Bayer, Breuer, Feiniger, Schlemmer, Schawinsky, Moholny-Nagy, Ascona besuchen, den Monte Verità, und in ihm das entdecken, was Ise Gropius 1978  so formuliert: "Der Ort, an dem unsere Stirn den Himmel berührt..."

 

Monte Verità: eine Spurensuche

Jean Arp: Roue oriflamme  1962

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                     Die Casa Selma

 Der "Aussichtsturm"

 Das japanische Teehaus

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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                                                   Die Teeplantage

Die Casa dei Russi (hier waren die russischen Studenten und Anarchisten untergebracht. Ansichten vor der Renovation)                                                                                                                                     

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Die Casa Semiramis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Blick vom Hotel Monte Verità über den Park auf den Lago Maggiore. 

Etwa in Bildmitte sind die beiden Brissago-Inseln zu erkennen, die sich ebenfalls im Besitz des Barons Eduard von der Heydt befanden. 

 

Quellen (Text und Eingangsfoto sowie Fotos s/w):   Wikipedia und monteverità.org

übrige Fotos: Robert Bolli

 

 

 

 

 

 

 

 

 




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Sinn und Sinnlichkeit...

        ...oder die Geschichte des Jungen, der das Fliegen erlernte.

    Worin liegt das Reizvolle in diesen Bildern?

-  in den anmutigen Bewegungen dieses jungen Tänzers?

-  in der vollendeten Körperbeherrschung?

-  in der Perfektion des Balletts?

-  in der gelungenen Choreografie?

-  im richtigen Timing des Fotografen?

 

Bildnachweis: Blog Eros in Arcadia; Fotograf leider unbekannt

 

 




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Jil am 06.12.2020
Glücklich die Ballerina, die mit diesem Jungen tanzen kann!