Robert Stephan Bolli

Areuseschlucht

Und hier wieder einmal etwas für die Gemüter der Naturfreunde: Ein paar Bilder von einem Kurzbesuch in der Areuseschlucht bei Boudry, Kanton Neuenburg.

Gorges de l'Areuse, 6. August 2020

 




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Annibale De Lotto

Junge, der von einer Krabbe in den Fuss gezwickt wurde. Bronze brüniert, Höhe: ca.103 cm mit Sockel.

Fischerjunge. Bronze brüniert, Höhe: ca. 110cm

 

Annibale De Lotto, italienischer Bildhauer und Plastiker. Schöpfer naturalistischer Bronzeskulpturen. 

Geboren am 29. Juli 1877 in San Vito di Cadore, gestorben am 21. November 1932 in Venedig.

Bildquelle: Wikipedia/nowarc.com

 




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"Geschwätzige Geheimnisse"

Klassische erotische Texte von Ovid und Rabelais über Villon und Nerciat bis zu Diderot, De Sade und Mirabeau: Diese Publikationen aus 150 als nummerierte Editionen herausgegebenen Büchern aus der Privatsammlung von Bea und Roger Schneider aus Zofingen sind derzeit in der ehemaligen Tigerfinklifabrik in Diessenhofen zu sehen, die Fritz Franz Vogel in seiner Sommerausstellung noch bis Ende August zeigt. "Die Texte zur immer derselben, einzigen und lebensnotwendigen Sache wurden vor allem im 20. Jahrhundert von französischen Illustratorinnen und Illustratoren bunt bebildert; zuvor gab es lediglich wenige einfarbige Holzschnitte und Radierungen", schreibt der Kunsthistoriker.


Werk: La vie des nonnes

Autor: Pierre Arétin (1492-1556)

Gestalter: Anonym

Oben:   Werk: L'histoire d'O,  Autor: Pauline Béage (1907-1993),  Gestalter: Leonor Fini (1907-1996) 

Wie Vogel bei der Vernissage in seiner geistreichen, mit zünftigen Wortkaskaden gespickten Rede ausführte, könne Frankreich gegenüber anderen Ländern auf eine sehr umfangreiche Schreibpraxis zurückblicken, die alle Arten von Textsorten umfasst: Gedichte, Romane, Lebensbeschreibungen oder dramatische Texte. Durch die kulturellen Zentralisierungen ergab sich ein filigranes Netzwerk von Kunst- und Kulturschaffenden, die solche Texte in geheimen Editionen in die klandestinen Männerrunden brachten.

  

Werk: Oeuvres choisies

Autor: Pierre Louys (1870-1925)

Gestalter: Anonym

2 Fotos oben: Werk: La folle journée de Gaby d'Ombreuse,  Autor: Henry Pasquinelli (18??-19??),  Gestalter: Louis Barthommé Saint-André (1905-1977) 

Fliegende Vaginas und geflügelte Phalli, die personifizierten Triebe, gehörten zum Grafikvokabular der Bebilderung: Was kaum je zu sehen ist - und wenn, dann bloss in Vitrinen -, darf hier durchgeblättert und mit Lupe genau betrachtet werden. Das ermöglicht, die Bilderzählung und die Absichten des Zeichners zu erfassen. Wie zu sehen ist, gab sich die Illustratorengilde insgesamt aber einiges mehr Mühe als man erwarten könnte. Sie packen die Sexszenen in ein Milieu ein, sie finden Anspielungen an soziale Verhältnisse, sie orientieren sich an zeitgenössischer Mode und deklinieren die Beziehungsverhältnisse zwischen Mann und Frau, Stenz und Dame, Ritter und Kurtisane, Lustmolch und Lolita, Spanner und Sexbombe. 

Werk: La Venus aux fourrures, Autor: Leopold von Sacher-Masoch (1836-1895), Gestalter: Suzanne Ballivet (1904-1985)

Der Sprachmächtigkeit der klassischen Texte wollten die Illustratoren auch ihre Bildmächtigkeit entgegensetzen. Zeichner wie Paul-Emile Bécat, Louis Berthommé Saint-André oder Antoine Calbet suhlen sich in ihrem Wonneproppen-Pornotopia, auch wenn sie immer eine Balance finden (müssen) zwischen ordinärem Sex und frivoler Schlüpfrigkeit. Auch wenn diese Literatur für die linke Hand (die rechte wanderte zur Befriedigung in die eigenen Feuchtgebiete) in einer noch relativ bilderlosen Zeit die Erregung ankurbelte, so klärten solche Bild/Text-Konvolute auch auf: über Delikte, Krankheiten und Geschlechterdebatten, über Ge- und Verbote, bevor derlei zum sehr vereinfachenden Schulfach wurde.

Das nicht immer leicht handhabbare und austarierte Geschlechtsleben der Menschen kann in seiner raffinierten Vielseitigkeit betrachtet werden, jenseits heutiger digitalen 5-Minutenclips, deren Rein/Raus-Mechanismus und Dramaturgie eine gewisse Ödnis an der Bettkante offenbaren.

Die Ausstellung "Toxisches Spielzeug für Ausschweifungen" ist noch bis Ende August 2020 zu sehen. Der Eintritt ist frei (Kollekte).

Werk: L'école des biches ou moeurs des petite dames de ce temps,  Autor: Anonym, als Co-Autor wird Viset genannt, Gestalter: Luc Lafnet (1899-1939) 

 

 Werk: L'histoire de Gouberdon, parlier des chartreux, Autor: Jacques-Charles Gervais de Latouche (1715-1782),  Gestalter: "Schem" (1881-1971)

 

 

3 Fotos oben: Werk: Memoires de Jacques Casanova de Saingalt, Autor: René Groos, Gestalter: Brunelleschi

unten: Werk: Poésies érotiques,  Autor: Pierre Louys (1870-1925),  Gestalter: Louis Barthommé Saint-André (1905-1977) 

Der Text wurde aus dem St. Galler Tagblatt vom 22. Juli 2020 übernommen.

Diessenhofen am 15. August 2020

 

 

 

 

 




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Divo am 05.09.2020
pornos in deinem blog???Aber hallo!!!
Robert Bolli:
Hallo Divo: Ja, Sachen gibts! Ich habe an anderer Stelle schon mal erwähnt, dass Pornografie ein Teil unserer Kultur ist. Und da hat es viel Platz für Schönes, weniger Schönes und Hässliches. Die Pornoindustrie deckt alle Sparten ab. Je nachdem ob jemand offen oder eher verschlossen für Pornos ist, sieht er/sie darin etwas Herrliches oder einfach nur Ekel. Ich zähle mich zu jener Gruppe, die für solche Dinge eher zugänglich sind, wobei mir das künstlerische Schaffen im Vordergrund steht. "Hardcore" und besonders viel Schmuddel stehen bei mir nicht besonders hoch im Kurs, und Kinder sind sowieso ein "No go"! Dann gibt es noch die andere Seite, für die Sex eh nur ein Mittel zum Kinderzeugen ist. Diese bedauernswerten Leute können in der Sexualität keinen Ausdruck für Lebensfreude erkennen. Ich nehme mal an, dass für diese Gruppe nur schon z. B. die (filmische) Darstellung von Zehennuckeln als Pornografie gilt - eigentlich jammerschade!

Une visite à Avenches

Das zum Kanton Waadt gehörende Mittelalterstädtchen Avenches (Röm. Aventicum) ist absolut sehenswert und hat weit mehr zu bieten als "nur" das grösste Amphitheater der Schweiz. Hier ein paar Eindrücke:

Avenches am 5. August 2020                                   Fotos: R. Bolli




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Die Kirche der toten Mädchen

Zum Inhalt:

Aurelius ist eine typische Kleinstadt irgendwo im US-Bundesstaat New York. Ein verträumtes Nest mit einem gut funktionierenden Gemeindewesen. Ein Ort, wo jeder jeden kennt. Bis zu dem Tag, an dem die 14-jährige Shannon verschwindet. Zwei Tage später findet man auf der Treppe zum Rathaus einen Karton, der die sauber gewaschenen und gebügelten Kleider des vermissten Teenagers enthält. Damit beginnt der Albtraum. Die örtliche Polizei ist mit dem Fall überfordert, besonders als zwei weitere Mädchen spurlos verschwinden, ihre Kleidungen jedoch auf die gleiche Weise wieder auftauchen. Die Bürger verfallen in Angst und Misstrauen: In ihrem beschaulichen Städtchen treibt ein Psychopath sein Unwesen; und es muss einer aus den eigenen Reihen sein, jemand der sich vor Ort auskennt. Auch das mittlerweile beigezogene FBI kommt zu keinen brauchbaren Ergebnissen. Der Fall scheint klar: eine Bürgerwehr muss her! Die eiligst zusammengetrommelte Truppe bildet sich aus halbstarken Sozialhilfeempfängern und Möchtegern-Rambos, die es zunächst auf alle Aussenseiter abgesehen haben. Damit wachsen auch die Verdächtigungen und das gegenseitige Misstrauen. Der bei den Studenten allseits beliebte, aus Algerien stammende und alleinlebende Geschichtslehrer Houari Chihani ist das erste Opfer der Schlägertruppe.

Fazit:

Eigentlich bin ich kein ausgesprochener Freund von Kriminalromanen; und man mag dem Autor Stephen Dobyns vorwerfen, langweilig zu schreiben oder zumindest langatmig. Jedoch besticht die Story durch die akribisch beschriebenen Figuren, die den Leser unweigerlich in die Handlung eintauchen und daran teilhaben lassen. Spannung wird nicht durch polizeiliche Ermittlungsarbeit erzeugt (die steht sowieso im Hintergrund), sondern in der sukzessiven Selbstzerfleischung einer von Misstrauen, Denunzierungen und Vorurteilen getriebenen Gesellschaft. "Die Kirche der toten Mädchen" gehört zu jenen Büchern, die man gerne im Regal stehen lassen kann, um sie später nochmals zu lesen. Meiner Meinung nach hat die Story bis heute nichts an Aktualität eingebüsst.

Original: The Church of dead Girls (USA 1997) Deutsch: Die Kirche der toten Mädchen (Krüger 1998)

 

 




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