Robert Stephan Bolli

Frohe Ostern 2023

"...Die Stimmung ist grossartig und das Klima im Keller wird tropisch heiss. Ich verlasse ihn zusammen mit meinen Freunden für eine kurze Atempause an der frischen Luft. Ich trete auf die Strasse hinaus und denke, es ist doch irgendwie seltsam: Über mir das Sternengewölbe in seiner stillen Erhabenheit, unter mir das Kellergewölbe mit einer Masse vor Lebensfreude strotzender, dampfender und zuckender Leiber! Welcher göttliche Geist kann solche Gegensätze ersonnen haben?"

Fragment aus dem Roman "Gefangen im Gezeitenstrom" aus meiner Feder stammend (2016, Engelsdorfer Verlag, Leipzig)

 

 




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"Der Klient"

Irgendwo in den Südstaaten beobachtet der 11-jährige Mark Sway (Brad Renfro) mit seinem kleinen Bruder Ricky (David Speck), wie sich ein Mann am Waldrand in seinem Auto mit Abgasen, die er ins Innere des Wagens leitet, umbringen will. Mark zieht den Schlauch aus dem Auspuff. Der Mann, ein Mafia-Anwalt namens Clifford, wie sich herausstellt, bemerkt dies und zerrt Mark in sein Auto. Er hat eine Waffe und droht Mark. Ausserdem erzählt er dem Jungen, dass, wenn er sich nicht selbst umbringe, andere ihn töten würden, weil er wisse, wo die Leiche eines Senators verscharrt sei. Clifford nennt auch den Ort, wo die Leiche zu finden ist. Mark kann sich aus dem Wagen befreien und versteckt sich mit Ricky. Die beiden müssen zusehen, wie sich Clifford in den Mund schiesst, und flüchten. Ricky hat einen schweren Schock. Mark informiert anonym die Polizei, ist neugierig und geht an den Tatort zurück, als die Polizei dort eingetroffen ist. Ein Polizist entdeckt ihn, und schon gerät er - zum Ärger seiner Mutter Dianne (Mary-Louise Parker) - als Zeuge in enorme Schwierigkeiten. Denn nicht nur der Bundesanwalt Roy Foltrigg (Tommy Lee Jones) und der örtliche Polizeichef McThune (J. T. Walsh) interessieren sich brennend dafür, was Mark gesehen hat. Der Mafia-Boss Sulari (Ron Dean) und der Mörder des Senators Muldano (Anthony LaPaglia) befürchten, Mark könne etwas wissen, was Muldano überführt, der eh schon verdächtigt wird.

Mark streitet aus Angst ab, irgend etwas gesehen oder gehört zu haben. Auch Sergeant Hardy (Will Patton), ein rücksichtsloser und sadistischer Polizist, macht ihm Angst. Als Foltrigg Mark zu einem verhör laden will, weiss sich Mark nur noch dadurch zu helfen, dass er nach einem Anwalt sucht, der ihn beschützen soll. Er trifft auf Reggie Love (Susan Sarandon), der er zwar verschweigt, was er weiss, die ihn aber für einen Dollar Honorar trotzdem vertritt. Als sie hört, dass Foltrigg, ein ehrgeiziger Bundesanwalt, der Punkte für seine Kandidatur zum Gouverneurs-Posten sammelt, Mark in die Zange nehmen will, versucht sie alles, um den Jungen aus dem Schussfeld zu nehmen.

Foltrigg jedoch lässt Mark in Schutzhaft nehmen, angeblich um ihn vor dem Zugriff der Mafiosi zu schützen, vor allem aber, um ihn als Zeugen zu vernehmen. Die Situation spitzt sich zu, als Mafia-Boss Sulari die Killer Gronke und Bono ins Rennen schickt, um eine Aussage von Mark zu verhindern, der durch einen Trick aus dem Gefängnis fliehen kann.

Reggie Love ist nicht gerade erfreut darüber, dass Mark auch ihr nicht die Wahrheit gesagt hat, dass er mehr weiss, als er zugeben will. Mark hingegen sieht nur noch eine Chance: Er muss die Leiche des Senators finden - und Reggie soll ihm dabei helfen...

Die Kooperation zwischen Susan Sarandon und Brad Renfro klappt - man kann es schon sagen - fast perfekt. Sarandon liefert ihre gewohnt gute Leistung, spielt Reggie als über den Verlust ihrer Kinder verzweifelte Frau (der von ihr geschiedene Mann, der nach langer Ehe mit einer jüngeren Frau das Weite gesucht hat, hat die gemeinsamen Kinder mitgenommen), die sich aber nichtsdestotrotz als Mensch nicht unterkriegen lässt und als Anwältin taktisch klug und mit allen Wassern gewaschen den Kampf gegen die Gefährdung Marks durch die Mafia und zugleich gegen den überschiessenden Eifer Foltriggs aufnimmt. Foltrigg muss erkennen, dass er eine mehr als ebenbürtige Gegnerin hat. Mark erinnert Reggie an ihre Kinder, und gerade dies veranlasst sie, den Jungen besonders zu schützen.

Brad Renfro ist (zumindest in diesem Film) ein Junge, dem man nicht anmerkt, dass er eine Rolle spielt. Zwischen Angst vor Mafia und Foltrigg, den Sorgen, die er seiner Mutter macht und dem schlechten Gewissen gegenüber seinem kleinen Bruder, der den Selbstmord des Mafia-Anwalts psychisch nur sehr schwer verkraftet, ist er doch eigenwillig genug, um sich nicht der einen oder anderen Seite auszuliefern.

Mary-Louise Parker gibt als Mutter Marks und Rickys, die um die finanzielle Existenz der Familie zu kämpfen hat, eine wirklich gute Figur ab; leider ist sie in "Der Klient" unterbeschäftigt.

Tommy Lee Jones allerdings spielt einen Bundesanwalt, der nahe am Klischee angelegt ist. Die Nebenrollen, vor allem die Mafiosi, bleiben im Hintergrund, und das hat seinen Grund. Die Geschichte selbst teilt sich in die sich entwickelnde Beziehung zwischen Reggie und Mark hier und die vom Drehbuch vernachlässigte Handlung um den Mord an einem Senator dort und die entsprechenden Mafia-Aktivitäten um Korruption und andere Verbrechen. Darüber allerdings erfährt man wenig. Die Geschichte des Verbrechens dient fast ausschliesslich als Kulisse für die Auseinandersetzung zwischen Mark, Reggie und Foltrigg, sozusagen als Katalysator für die permanente Gefährdung von Marks Leben. Die Mafiosi wie auch Foltriggs Vasallen aus dem FBI verblassen vor diesem Hintergrund zu Lachnummern.

Trotzdem ist - betrachtet man die Handlung um Mark, Reggie und Foltrigg herum - "Der Klient" ein spannend inszenierter Film, der trotz voraussehbarer Handlungsfolgen nie Langeweile aufkommen lässt und bis zum Schluss beste Unterhaltung bietet. Die Negativkritiken über die nervenden Teenagerallüren des Jungen lösen bei mir nur verständnisloses Kopfschütteln aus. Sie sind Bestandteil der Geschichte und Teil dessen, was Brad Renfro zu einem grossartigen Jungdarsteller gemacht hat.

"Der Klient" (USA 1994) nach dem Roman The Client von John Grisham; Regie: Joel Schumacher; Laufzeit: 2:02h

Text (leicht gekürzt) nach Ulrich Behrens in Filmstarts.de

  

 

 

 

 

 




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Pesche28 am 10.04.2023
Es gibt spannendere Grisham-Verfilmungen!!!
Robert Bolli:
Da gebe ich Dir recht. Wer auf hochkarätige Juristenthriller steht, wäre z. B. mit "Die Firma" (ebenso aus der Feder von John Grisham) besser bedient. Aber wie schon im Text erwähnt, ging es mir eher um die schauspielerische Qualität der Hauptfiguren, besonders derjenigen des jungen Brad Renfro.
Robert S. Bolli am 06.04.2023
Und hier wieder einmal einer meiner Lieblingsfilme mit einer tollen schauspielerischen Leistung des leider viel zu früh verstorbenen Brad Renfro.

A Dream of Spring

  Un rêve de printemps (1901)

William Adolphe Bouguereau, geboren am 30. November 1825 in La Rochelle, gestorben am 19. August 1905 ebenda. Bouguereau war ein französischer Maler des 19. Jahrhunderts und gilt als Meister des Akademischen Klassizismus und des Klassischen Realismus.




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Engadin 2022

Hallo zusammen!

Eigentlich ist es nicht meine Art, den Blog mit "schönen" Landschaftsbildern auszufüllen. Aber hier mache ich eine kleine Ausnahme - daher auch nur fünf Impressionen unseres Engadinurlaubs im Herbst 2022. (Sorry, die nächste Urlaubsreise steht noch an und ich wollte mich mit dem Durchstöbern meines Fotoarchivs nicht allzusehr belasten). Grund für diesen Einschub ist ein ganz einfacher: Yvonne, meine langjährige "Webmasterin" musste aus irgendwelchem Anlass den Server wechseln und bat mich deshalb, die Funktionen meiner Website zu überprüfen. Nun ja, das scheint vorerst einmal zu klappen. Wenn ihr wollt, könnt ihr mal einen Kommentar in die dafür vorgesehenen Felder absetzen - das würde mich sehr freuen und dann weiss ich, dass auch diese Funktion klappt. Ich bedanke mich und hoffentlich bis bald!

Übrigens: die Fotos hat mein Sohn Manuel gemacht (merci vilmol, Du bisch super!!!) 

Sils Maria/Engadin im Oktober 2022:

 




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Franz Gertsch

Franz Gertsch "Die Vier Jahreszeiten" (2007-2011)

 

Franz Gertsch, geboren am 8. März 1930 in Mörigen/BE, gestorben am 21. Dezember 2022 in Riggisberg/BE, gehört zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. Von seinem internationalen Durchbruch an der documenta 5 in Kassel (1972) bis heute hat Gertsch ein reiches malerisches und grafisches Werk geschaffen, das eine ganz besondere Annäherung an die Wirklichkeit vornimmt. Realität bedeutete für Franz Gertsch nicht nur eine malerische, sondern auch konzeptionelle Herausforderung. Obgleich er von Fotos bzw. Diaprojektionen ausging, folgen die Bilder einer eigenen Logik, die auf absolute Stimmigkeit aller Elemente zielt. Einen besonderen Stellenwert im Werk von Franz Gertsch nehmen die Holzschnitte ein. In einer bislang unbekannten Präzision in der Ausführung und in Monumentalformaten, die schon allein bei der Papierherstellung an die Grenzen des Machbaren stossen, hat Gertsch mit diesem traditionellen Medium neue Dimensionen erschlossen.

Mit dem Museum Franz Gertsch in Burgdorf, unweit seines Wohn- und Arbeitsorts Rüschegg gelegen, wird sein Lebenswerk angemessen gewürdigt. In diesem Beitrag beschränke ich mich auf die Beschreibung des Zyklus Die Vier Jahreszeiten (2007-2011) in der selben Reihenfolge, so, wie sie vom Künstler geschaffen wurden. Im Erweiterungsbau des Museums hat die Werkgruppe aus der Sammlung von Dr. h. c. Willy Michel einen massgeschneiderten Raum bekommen, in dem sie ihre faszinierende Wirkung entfalten kann und dauerhaft präsentiert wird. Im Jahr 2007, damals 77jährig, begann Franz Gertsch mit der Arbeit am Zyklus der Vier Jahreszeiten - wohl wissend, dass er jeweils etwa ein Jahr Zeit für ein Gemälde benötigen würde. Anfang 2011 vollendete der Künstler seinen magistralen Vier Jahreszeiten-Zyklus mit dem Gemälde "Frühling". Der Zyklus kann zweifellos als Hauptwerk im späten Schaffen des Künstlers bezeichnet werden. "Franz Gertsch malt die vier Jahreszeiten" - die Idee zu diesem Gemäldezyklus entstand, als der Künstler bei der Durchsicht seiner Unterlagen auf die Fotografie eines herbstlichen Waldstückes aus dem Jahr 1994 stiess. Nach dieser Vorlage entstand "Herbst" (2007/08):

Das Dia wurde überdimensional vergrössert und auf die Leinwand projiziert und diente als Grundlage für das Monumentalgemälde (490cm x 325cm). Auch im Frühling, Sommer und Winter suchte Gertsch das nahe gelegene Wäldchen auf um weitere Aufnahmen zu machen. Für die fotografischen Vorlagen der anderen Werke verfolgte der Künstler den Wechsel der Jahreszeiten, während er bereits am Zyklus arbeitete: "Sommer" ist der Sommer des Jahres 2007, "Winter" ist der Winter des Jahres 2008 und "Frühling" ist der Frühling des Jahres 2009. Mit dem Herbstbild setzte bei Franz Gertsch eine neue Schaffensphase ein. Er skizzierte erstmals direkt auf der Leinwand mit Aquarellfarbstiften und arbeitete längere Zeit ohne den Diaprojektor. Der Farbauftrag erscheint freier, trotzdem ist die Fernwirkung des Gemäldes weiterhin frappierend fotorealistisch. Um den "Herbst" scharf zu sehen, muss der Betrachter weit zurücktreten; aus der Nähe wirkt das Gemälde abstrakt und beginnt beinahe vor den Augen zu flimmern.  

Auch "Sommer" (2008/09), das in kräftigem Grün leuchtet, hält jede Menge Entdeckungen für das Auge des Betrachters bereit. Das Gemälde erscheint zunächst flächig angelegt, das Dickicht des belaubten Waldstücks undurchdringlich. Jedoch ergibt sich bei näherer Betrachtung ein Sog in die Tiefe und die verschiedenen Zonen entfalten immer wieder neue Nuancen und Wirkungen.

Bei "Winter" (2009) ist es kein sommerlicher Blätterwald, der dem Betrachter entgegentritt, sondern ein verschneites Waldstück am Morgen, das den Betrachter aufnimmt. Bäume, Äste und Zweige, gestaltet mit fein schattierten Brauntönen, überziehen netzartig die Oberfläche des Werks; der Schnee ist überall und verstellt doch den Blick auf die Natur nicht. Einige Äste tragen eine Schicht aus Schnee, die rechte untere Ecke erscheint zunächst ganz weiss. Betrachtet man das Gemälde aus der Nähe, wird das Gefühl des frisch gefallenen Schnees beinahe greifbar. Franz Gertsch ist es gelungen, mit feinsten Farbabstufungen die weisse Landschaft zu strukturieren und dem Betrachter die pudrig-zarten Eigenschaften des Schnees zu vergegenwärtigen.

"Frühling" (2009-2011), das letzte der vier Jahreszeitengemälde, zeigt einen etwas grösseren Bildausschnitt als die vorherigen. Es kristallisiert sich heraus, dass man alle vier Werke betrachten muss, um die Landschaft topografisch zu verstehen. Malerisch erreicht der Zyklus einen weiteren Höhepunkt; mit Präzision und gleichzeitig lockerer Ausführung hat Franz Gertsch die zahlreichen Details wie kleine Blättchen, Sonnenflecken und Strukturen ausgeführt. 

Die Präsentation der Vier Jahreszeiten in einem Raum zeigt, wie die Gemälde farblich harmonieren. Franz Gertsch beschränkt sich auf eine reduzierte Farbpalette, auf wenige, aus Mineral-, Erd- und anderen Pigmenten selbst hergestellte Farbtöne. Bei der Betrachtung der Jahreszeitengemälde verbinden sich die Farbklänge der einzelnen Werke miteinander, bestimmte Farbtöne werden von einem Gemälde zum anderen wieder aufgenommen. Das Wechselspiel, das in jedem einzelnen Bild zwischen Sujet, Malweise und Farbgebung, zwischen Wahrnehmung und Wirkung stattfindet, wird im Zusammenspiel der Gemälde miteinander noch einmal verstärkt. 

 

Burgdorf am 12. Januar 2023

Fotos: Robert Bolli / Text: Anna Wesle; museum franz gertsch

 

 




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