Robert Stephan Bolli

Hallen für Neue Kunst, Schaffhausen - eine Reminiszenz (Teil 1)

 

Die Hallen für neue Kunst in Schaffhausen waren das führende Museum für die Neue Kunst, wie sie sich in den 1960er und 70er Jahren in Europa und den USA entwickelte. Konzipiert und geschaffen von Urs und Christel Raussmüller, wurden sie von ihnen während 30 Jahren mit innovativen Ideen als private Institution geführt. Sie bestanden von 1984 (dem Eröffnungsjahr) bis 2014.

Urs Raussmüller schuf mit den Hallen für Neue Kunst die erste konsequente Transformation eines Industriegebäudes in ein Kunstmuseum. Mit seinem architektonischen und künstlerischen Konzept hat er weltweite Resonanz ausgelöst. Auf 5'500 qm machte er in exemplarischen Präsentationen Hauptwerke der "Neuen", raumbezogenen Kunst zum Erlebnis. Als Prototyp einer neuen Museumskonzeption wurden die "Hallen" zum Vorbild prominenter Folgeprojekte wie The Andy Warhol Museum in Pittsburgh (USA) oder The Tate Modern Gallery in London. Entstanden sind die Hallen für Neue Kunst mit dem Ziel, der damals noch kaum rezipierten Neuen Kunst Raum und Zeit für ihre Wirkung zu geben. Motiviert wurde ihre Errichtung durch Urs Raussmüllers Versprechen an Joseph Beuys, ihm einen Ort für sein geplantes "Monument für die Zukunft" zu schaffen. Den Gemälden von Robert Ryman gab Raussmüller kontinuierliche Präsenz mit drei beispielhaften, langfristigen Einrichtungen. Bruce Nauman zeigte er mit grossen architektonischen Skulpturen, Mario Merz mit einer breiten Auslage seiner Installationen. Mit repräsentativen Werkgruppen vertreten waren zudem Carl Andre, Dan Flavin, Jannis Kounellis, Sol LeWitt, Richard Long, Robert Mangold und Lawrence Weiner.

Die Hallen für neue Kunst waren ein Museum im Sinne der Künstler. Sie verkörperten eine Verbindung von Kunst und Architektur, die als "Modell Schaffhausen" in die Geschichte einging. Als Werk des Künstlers Urs Raussmüller gelten sie bis heute selbst als künstlerisches Manifest. Mit ihrem klaren Konzept, der Qualität ihres Inhalts und der Ganzheitlichkeit ihrer Gestaltung hatten sie eine kreative Ausstrahlung, die über den Begriff von Museum weit hinaus ging. Auch die Übertragung der Inhalte an die Öffentlichkeit war auf allen Ebenen richtungsweisend.

Da die Situation in Schaffhausen die Zukunft der Institution in Frage stellte, die Stadt, die nach 30 Jahren notwendigen baulichen Massnahmen an ihrem Gebäude nicht übernehmen konnte, und ein jahrelanger Prozess gegen die Stiftung für neue Kunst auf Herausgabe des Werks "Das Kapital..." von Schaffhauser Gerichten zu Ungunsten der Stiftung und damit auch von Raussmüllers entschieden wurde, beschlossen Raussmüllers 2014, ihre Aktivitäten in Schaffhausen abzubrechen und auf unabhängiger Basis in Basel fortzusetzen.

"Die Hallen für Neue Kunst sind das superbe Beispiel einer Institution, die es geschafft hat, Kunst so zu präsentieren, wie die Künstler das idealerweise möchten: viel Raum, viel Licht, keine Didaktik - die simple Präsentation der Werke. Dazu kommt ein Bemühen um Tiefe (...) um eben der Obsessivität näherzukommen. Dem, was der Künstler sucht."

(Sir Nicholas Serota als Direktor der Tate Gallery, London)

Quellen: Hallen für Neue Kunst  - Wikipedia

Bildnachweis: Hallen für Neue Kunst  - Raussmueller Organisation

 

 

 

 




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Hergé: "Tim und Struppi"

Anmerkung: Der Beitrag über Hergé und Tim und Struppi ist im Folgenden auf vier Teile aufgegliedert - sowie die vorliegende Vorgeschichte.

Die Teile I + II findet man auf Seite 7, Teil III auf Seite 9, und Teil IV auf Seite 11

 

Vorgeschichte:

Es war in den frühen 60-er-Jahren. Ich war etwa 4 oder 5 Jahre alt, als ich erstmals mit den Comics von Tim und Struppi Bekanntschaft schloss. Die gleichnamigen, etwas kleiner als A-4-formatigen Zeitschriften lagen monatlich in Drogerien und Apotheken - natürlich kostenlos erhältlich - für die überwiegend jugendliche Kundschaft auf.

Interessanterweise hiess das Blättchen "TIM" und nicht "TIN-TIN", wie man, von französischen Original ausgehend, hätte erwarten können, obwohl dessen Inhalt weit mehr umfasste, als nur die bekannten Comics von Hergé. So wurden u. a. Themen wie Erzabbau und Verhüttung in Australien, archäologische Ausgrabungen in Ägypten oder die Hochseefischerei aufgegriffen. Seiten mit Denksportaufgaben und Humor vervollständigten die Ausgaben.

Wir Kinder frassen buchstäblich diese "News" und besonders die "Tim + Struppi" - Geschichten in uns hinein. Indessen war es uns meistens vergönnt, die Geschichten lückenlos zu sammeln. Man ging nicht eigens der Heftchen wegen zur Drogerie Duttli, an der Klettgauerstrasse, in Neuhausen am Rheinfall. Jedoch verfehlten sie in keiner Weise ihren Einfluss auf unsere kulturelle Entwicklung. So wurden zum Beispiel die berühmten, rot/weiss lackierten Mondraketen (s. "Reiseziel Mond") zum Sujet dutzender Kinderzeichnungen. Erst viel später, mit der Geschichte "Tim und der Haifischsee" gelang mir die vollständige Sammlung jenes Jahrgangs.

Ich war 12 Jahre alt, als für mich die Wende kam: Es geschah in Flims-Waldhaus, während der Sportferien, die ich  dort zusammen mit meiner Mama verbringen durfte. Ich suchte Lesestoff gegen die Langeweile - die natürlich nur abends aufkam, wenn die Erwachsenen an der Hotelbar hockten. In Ragettlis Kiosk, an der Hauptstrasse, wurde ich fündig.

Vermutlich fiel ich in Ekstase oder so ähnlich, als ich in einem Regal unter anderem gleich zwei Tim + Struppi-Bücher aus dem Carlsen-Verlag entdeckte. Ich war hin und weg! "Das Geheimnis der Einhorn" und "Der Schatz Rackhams des Roten", boten sich mir wie eine biblische Offenbarung dar. Ich hatte kaum Taschengeld. Also flehte ich Mama an und schon bald war ich stolzer Besitzer zweier dieser begehrten Bände von Tim und Struppi, die damals, im Jahr 1972, gut und gerne an die 14.-- Franken (pro Band) kosteten. Seither ist meine Begeisterung für Hergé's Bildergeschichten durch nichts zu bremsen, und die Sammlung umfasst heute sämtliche Werke, darunter etliche Originalausgaben. Übrigens: die Begeisterung hat sich längst auch auf meine beiden Jungs übertragen!




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"Ruiven"




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Zum Thema "Wolf"

Gemäss Parlamentsbeschluss vom Freitag, den 20. September 2019, dürfen sowohl Wölfe wie auch andere geschützte Tiere wieder gejagt werden! Einmal mehr habe ich das Gefühl, im falschen Film zu sein. Ich sehe mich von unverbesserlichen Dilettanten und starrsinnigen Ignoranten umgeben. Allmählich wird es einfach beschämend, Mensch zu sein!




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Swarovskis Kristallwelten

Wattens, Tirol (A)  Freitag, 19. Juli 2019

Daniel Swarovski, geb. 24. Oktober 1862 in Georgenthal, Böhmen; gest. 23. Januar 1956 in Wattens, Tirol, war ein österreichischer Glasschleifer böhmischer Herkunft und Gründer des Unternehmens Swarovski, das sich zum Welt-marktführer für geschliffenes Kristallglas entwickelte.

Swarovskis Idee war, dem ursprünglich traditionell von Böhmen beherrschten Markt für die Glasherstellung, eine Konkurrenz zu bieten und das Handwerk nach Mitteleuropa zu bringen. Also befasste er sich in Jugendjahren eingehend mit der Herstellung und der Schleiferei sowie der Einfärbung von Kristallglas.

Swarovski gewann auf der "Ersten Elektrischen Ausstellung" in Wien im Jahre 1883 Erkenntnisse, mit denen er eine elektrisch angetriebene Maschine zum Schleifen von Kristallglas entwickelte. Er wanderte 1895 nach Wattens in Tirol aus, da er dort durch die Wasserkraft der Alpen genügend Energie sowie in der am Wattenbach liegenden "Tuch- und Lodenfabrik Rhomberg" Raum für seine neuartige Glasschleiferei vorfand. In den Anfängen nannte sich die neu gegründete Firma aufgrund seines aus Paris stammenden Geschäftspartners "A. Kosmann, D. Swarovski & Co", wurde aber später nach einer Werkserweiterung auf Swarovski umbenannt.

Daniel Swarovski ehelichte die Schwester seines Kompagnons Franz Weis. Aus dieser Beziehung stammen die drei Söhne Fritz, Alfred und Willi. In Zusammenarbeit mit dem Wattener Arzt Karl Steiner war Daniel Swarovski als Gemeinderat von Wattens massgeblich an der Errichtung einer zeitgemässen Trinkwasserversorgung der Gemeinde Wattens beteiligt. Durch die Errichtung von Werkswohnungen für Mitarbeiter in der Weisstrasse sowie in der Swarovskistrasse wurde der Grundstein für ein Siedlungsprogramm gelegt, welches durch seinen Enkel Daniel Swarovski II (Sohn von Fritz) umfangreich fortgesetzt wurde.

1919 gründete Daniel Swarovski das Schleifmittelunternehmen TYROLIT, ebenfalls in Wattens, um keramische Schleifscheiben für die Kristallproduktion selbst herzustellen. Tyrolit zog 1950 von Wattens nach Schwaz, deren Hauptsitz immer noch dort zu finden ist. 

Swarovski war als Unternehmer mit dem Austrofaschismus (1933/34 bis 1938) konfrontiert, und trat in diesem Spannungsfeld, noch vor dem Anschluss an NS-Deutschland, in die damals illegale NSDAP ein.

Nachdem bei der Firma Swarovski keine Arisierung Jüdischer Unternehmensanteile stattgefunden hat, gelang es der Familie Swarovski erst vier Jahre nach dem Tod von Daniel Swarovski, im Jahr 1960  von den Erben Armand Kosmanns Anteile an dem immer noch als "Glasschleiferei A. Kosmann - D. Swarovski & Co" geführten Werk II, im Wattener Oberdorf käuflich zu erwerben.

Anmerkung: Swarovski beschäftigt weltweit gegenwärtig 34'500 Angestellte, davon allein 29'000 im Kristallbereich. In Tirol ist die gesamte Swarovski-Gruppe (inklusive Tyrolit und Swarovski-Optik) mit über 6'600 Beschäftigten der grösste private Arbeitgeber, davon arbeiten allein 4'800 in der Kristallsparte in Wattens. 2018 setzte Swarovski weltweit 3,5 Mrd. Euro um. 




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Robert S. Bolli am 10.06.2020
Wie die Tiroler Tageszeitung berichtete, blieb das Geschäftsergebnis der Swarovski-Gruppe für das vergangene Jahr 2019 deutlich unter den angestrebten Zielen. Die Krise wird nun durch den Corona-Virus zusätzlich verschärft. In Wattens geht die Sorge um, über einen massiven Stellenabbau. Es wird befürchtet, dass mehrere Hundert Arbeitsplätze in allen Sparten gestrichen werden könnten. Die Konzernleitung verlautet, dass die gesamte Organisationsstruktur durchleuchtet wird.
Robert S. Bolli am 24.09.2019
Wattens/Tirol(Österreich) 19.Juli 2019