Junge im Sessel
Publiziert am 2. Juni 2024
0 Kommentare bisher
Publiziert am 2. Juni 2024
0 Kommentare bisher
Und wieder einmal bin ich beim Stöbern in der Bücherecke unseres Brockis über einen Bestseller gestolpert, den ich mir bereits 1992, damals noch in der gebundenen Erstausgabe, zu Gemüte geführt hatte. Tatsächlich gelang dem noch unbekannten britischen Autor Robert Harris mit seinem Roman-Erstling "Vaterland" ein Wurf, dessen Manuskript ursprünglich von vielen deutschen Verlegern zurückgewiesen wurde. Die Begründungen reichten von "Bedauern" bis zu "untauglich für die Populärliteratur", führte von offiziellen Beschwerden bis zum völligen Verriss im Magazin "Spiegel". Es schien fraglich, ob der Roman jemals im deutschsprachigen Raum erscheinen würde. Erst 1992 nahm sich der Zürcher Verleger Gerd Haffmans des Manuskripts an und veröffentlichte das Buch mit einer Startauflage von 10'000 Exemplaren, die wie warme Semmeln weggingen. Drei weitere Auflagen zu je 10'000 Exemplaren wurden herausgegeben und der Erfolg hielt weiter an. Nun begannen sich auch die deutschen Verlage für den verkannten Bestsellerautor zu interessieren. Den Zuschlag erhielt der Münchner Verlag Wilhelm Heyne, der allerdings erst 1994 die überarbeitete Neuauflage als Taschenbuch herausbrachte.
über das Buch: Wie würde Deutschland und Europa heute aussehen, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte? Heerscharen von interessierten Zeitgenossen beschäftigten sich und befassen sich auch heute noch mit dieser Frage. Der Autor Robert Harris gibt uns eine sehr plausibel wirkende Antwort darauf. Und richtigerweise hat er sich dafür entschieden, seine Version nicht als Sachbuch oder als halbdokumentarischen Roman zu veröffentlichen, sondern als eine fiktive Geschichte vor einem realen Hintergrund. Man schreibt das Jahr 1964. Das Grossdeutsche Reich steht kurz vor den Feierlichkeiten zum 75-sten Führergeburtstag und dem erstmaligen Besuch des US-Präsidenten J. P. Kennedy in Deutschland. Da kommt eine Wasserleiche in Berlin-Schwanenwerder nicht nur der Gestapo reichlich ungelegen. Der auf den Plan gerufene Sturmbannführer und Mordermittler Xaver March beginnt auf eigene Faust zu recherchieren, nachdem er von der Gestapo, unter dem Befehl von Obergruppenführer Globocnik, zurückgepfiffen wurde. Die Angelegenheit sei viel zu delikat für einen "normalen" Kripo-Beamten und unterstehe per sofort der absoluten Staatssicherheit. March entdeckt im Laufe seiner Ermittlungen immer weitere Puzzleteile, die zusammengefügt Aufschluss geben, über ungeheuere Vorkommnisse in Bezug auf die "Judenfrage" während des Krieges im Allgemeinen sowie über Gesprächsnotizen und Protokolle, ausgestellt an der sogenannten Wannsee-Konferenz im Besonderen. Aber wem kann man sich in einem streng-diktatorisch geführten System anvertrauen, in dem nur die Parteipropaganda keiner Zensur unterliegt? Der Autor erzählt die Geschichte aus der Perspektive des Mordermittlers (dem Hauptprotagonisten). So kann der Leser mitfiebern in einem sehr speziellen "Kriminal"-Roman, der von Beginn an packt und bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Und dies zu einem Thema, das leider in keiner Weise an Aktualität eingebüsst hat.
Robert Harris: "Vaterland"; 1994 als deutsche Taschenbuchausgabe bei Heyne. Die englische Originalausgabe erschien 1992 unter dem Titel "Fatherland" bei Hutchinson, London
0 Kommentare bisher
Kim Weitzendorf (geb. 05.02.1963 in Meiningen): Udo Lindenberg; 2019; Oel auf Leinwand; hier in der Genusswerkstatt Bienenhof in Reichenau/Mittelzell
0 Kommentare bisher
Der Schriftsteller und spätere Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse lebte vo 1904 bis 1912 in Gaienhofen, auf der Halbinsel Höri im Bodensee. Frisch verheiratet, seinen ersten literarischen Erfolg mit dem Roman "Peter Camenzind" feiernd, zog er 1904 nach Gaienhofen, um dort ein einfaches Leben auf dem Land zu führen. Schräg gegenüber vom Museum und der Mauritiuskapelle liegt das alte Bauernhaus, das Hermann Hesse von 1904 bis 1907 mietete.
Der junge Autor hatte zuvor ein eher unstetes Leben an verschiedenen Orten geführt. Mit dem "Gaienhofener Umweg", wie er seine acht Jahre am Bodensee später nannte, war die Hoffnung auf Stabilität und Beheimatung verbunden: Hier begann "die Zeit meines Lebens, in der ich nicht mehr zufällige und oft gewechselte Zimmer, sondern Häuser bewohnte". Unter all diesen Häusern war das schlichte Bauernhaus am Gaienhofener Dorfplatz, das er 1904 unmittelbar nach seiner Hochzeit bezog, gewiss das wichtigste. Er nannte es später die "erste Zuflucht meiner jungen Ehe" und die "erste legitime Werkstatt meines Berufes".
Für dieses erste Wohnhaus, das seit 1993 zum Hesse Museum gehört, liess er jenen beeindruckenden Schreibtisch bauen, der ihm sein Leben lang als Arbeitsplatz diente. Ursprünglich für exakt diesen Raum konzipiert, begleitete der Tisch, auf dem ein nobelpreisgekröntes Werk entstanden ist, den Schriftsteller sechzig Jahre lang von Gaienhofen zunächst nach Bern und dann nach Montagnola. Der Schreibtisch steht im Zentrum der neuen Dauerausstellung, die nun am authentischen Ort eröffnet wird und die neben Hesses Arbeit als Schriftsteller den schon bald auftretenden Konfolikt des Autors zwischen sesshaft-unflexibler Bürgerlichkeit und wandlungsbereitem Künstlertum inszeniert.
An diesem Schreibtisch plante Hermann Hesse auch das stattliche Landhaus im Reformstil, welches er für seine Familie im Jahre 1907 von dem Architekten Hans Hindermann ebenfalls in Gaienhofen bauen liess. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten ermöglichen die Privateigentümer im Rahmen von Führungen Zugang zum Haus. Dank hohem Bestand der baulichen Originalausstattung des Gebäudes ist eine weitgehend authentische Atmosphäre erlebbar. Weiterhin kam es zur Widerherstellung der charakteristischen Merkmale von Hesses erster Gartenanlage. Eine Stätte für Mia Hesse, die erste Ehefrau des Dichters und Mutter seiner drei Söhne, informiert über ihre Vorliebe für Photographie. Die Gemeinde Gaienhofen war bis 1912 Wohnort des Schriftstellers Hermann Hesse, da sich die Familie für einen Wegzug nach Bern entschied.
Friedhelm Zilly, Hermann Hesse in Gaienhofen; Bronze, 2002
Publiziert am 24. Mai 2024 Fotos: Robert Bolli
0 Kommentare bisher
Heart People (Mischtechnik; 100 x 120 cm)
links: Hidden Dancers (Mischtechnik; 100 x 100 cm), rechts: Sommerparty (Mischtechnik; 50 x 150 cm)
Color Energy II (Mischtechnik; 75 x 75 cm)
links: City Butterfly; rechts: Spring Butterfly; (beide Mischtechnik; 50 x 70 cm)
Crazy Butterfly (Mischtechnik; 50 x 70 cm)
Plagöri (Mischtechnik; 100 x 100 cm)
Sandra Winzeler im Kulturzentrum "Sternen", Thayngen 18. Mai 2024
Fotos: Robert Bolli
0 Kommentare bisher