Robert Stephan Bolli

Caravaggio

Caravaggio: Ein Früchte schälender Junge (Öl auf Leinwand; 1593)




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Die Schule kann nicht besser sein...

Die Schule kann nicht besser sein als unsere Gesellschaft

Dieser ausführliche und hervorragende Artikel mit einer erfahrenen, 74-jährigen Fachfrau kam mir als 88-jährigem, ehemaligen Lehrer vor wie eine verspätete Bestätigung selbst gemachter Erfahrungen. Interessant ist dabei, dass die vor fünfzig Jahren geltenden Grundsätze von den damals "modernen" Professoren als veraltet und völlig falsch bezeichnet und die Lehrer zu Umstellungen verpflichtet wurden.

Frontalunterricht war eine Sünde, autoritärer Unterricht verpönt. Modern wurde - jedes Jahr eine weitere Neuerung - Gruppen- oder selbst organisierter Unterricht, Einführung des Französischunterrichts in der 5./6. Primarklasse und zuletzt die Aufnahme von Schülern mit Lernbehinderung und Verhaltensstörungen in die Regelklassen. Die Lehrerschaft war meist skeptisch, versuchte aber immer, die neuen Vorschriften zu praktizieren. Wo ich einen Blick in die Schulen werfe, sehe ich heute engagierte Lehrer und Lehrerinnen.

Heute warnen immer mehr erfahrene Fachleute vor all den eingeführten Änderungen, aufgeschreckt durch die stets steigende Zahl von Schülern, die beim Schulabgang nicht mehr lesen und rechnen können und denen selbst ein Minimum an Allgemeinwissen fehlt. Nach Meinung von Prof. Perret wird heute die Aufnahme von lernbehinderten Schülern in die Regelklassen als Fehler und Nachteil für alle empfunden. Das Frühfranzösisch soll wieder abgeschafft werden, weil als Fundament zuerst die Muttersprache erlernt werden muss. All diese "Fortschritte" waren von berufsfernen Wissenschaftern damals gelehrt und von der Politik durchgesetzt worden. Nun nähert sich die Pädagogik wieder den Erkenntnissen der Vernunft und der Realität. Oft ist es das, was Eltern früherer Generationen und viele Lehrer als selbstverständlich ansahen. Prof. Perret schreibt: "Kinder sind soziale Wesen. Sie brauchen Erwachsene, die ihnen zeigen, wie das Leben funktioniert." Sie möchte die meisten Neuerungen wieder rückgängig machen. Recht hat sie. Die Schule kann nicht besser sein als unsere Gesellschaft. Mit der Schule müsste sich auch die Gesellschaft verändern. Wir sind heute durch viele neue Probleme verunsichert. Der Gemeinschaftssinn hat abgenommen, man verdrängt das Unangenehme, der Wachstumswahn wird zur Religion. Schulden machen ist ein gängiges Mittel anstelle von Verzicht. Wörter wie "Mass halten" oder "verzichten" sind Fremdwörter geworden. Und doch scheint mir noch eine Mehrheit unserer Bürger guten Willens zu sein, auch eine politische Umkehr halte ich für möglich. Alles aber fängt im Kleinen an: Zum Beispiel bei der verantwortungsbewussten Entsorgung von PET-Flaschen oder bei der Vermeidung von Verpackungsmaterial und vielen weiteren Massnahmen.

Das wichtigste von allem ist die Erhaltung des Gemeinschaftsfriedens in unserer Basisdemokratie, der wir Frieden und Wohlstand verdanken. Das beste Mittel gegen die unmenschlichen Diktatoren der heutigen Welt ist die christliche Ethik, d. h. das Rücksichtnehmen in allen Formen auf die Mitmenschen. Diese Basis wird sich gegen die Dominanz der Autokraten durchsetzen. Oder wissen Sie einen besseren Schutz? Demokratie, die Charta der UNO, die Menschenrechte, das Rote Kreuz, die Mehrzahl der europäischen Staatsverfassungen, alles hat denselben Ursprung. Das Geld steht heute im Mittelpunkt des Handelns und Denkens. Dem sollten wir entgegenwirken. Auch ein Blick in die Geschichte des 17. Jahrhunderts könnte unserer wohlstandsverwöhnten Gesellschaft guttun. Damals verhungerten Tausende Menschen nach Missernten. Ebenso viele erlagen der Pest, und die Hälfte der Kinder starb in den ersten fünf Lebensjahren. Dort können wir lernen, was Armut wirklich ist. Vielleicht würden wir dann etwas nachdenklicher, dankbarer und bescheidener.

Hansruedi Frei in den Schaffhauser Nachrichten vom 16. 08. 2024

 




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Robert Bolli am 02.09.2024
Herr Frei packt einige aktuelle Themen in seinen Artikel. Aber wo er recht hat, hat er recht! Es kann nur von Vorteil sein für alle, wenn Fehlentscheidungen zugestanden und rückgängig gemacht werden.

W. M. Förderer in Schaffhausen (Teil 1)

Walter Maria Förderer wurde am 21. März 1928 in Nohl (ZH) geboren, und verstarb am 29. Juni 2006 in Thayngen (SH). Er war Bildhauer, Architekt, Hochschullehrer und Politiker. Bekannt wurde er vor allem durch den Bau von Kirchen und Schulen.

Förderer verbrachte seine Kinder- und Jugendjahre in Basel und Schaffhausen. Nach dem Besuch der Kantonsschule und der Kunstgewerbeschule im Fach Bildhauerei in Basel, machte er zunächst ein Volontariat beim Architekten Hermann Baur. Zuvor schlug er sich als freier Bildhauer, Hilfsarbeiter bei einem Landschaftsgärtner sowie Hilfszeichner im Büro des Architekten Willi Gossweiler durch. Er lebte von 1950 bis 1955 in Schaffhausen, wo er auch seine spätere Frau, Ursula Hübscher kennenlernte.

1956 eröffnete er in Basel sein eigenes Architekturbüro mit Rolf Georg Otto, das von 1958 bis 1964 als Bürogemeinschaft mit Rolf Otto und Hans Zwimpfer bestand. Förderer bearbeitete insbesondere Wettbewerbsaufgaben. Nach früheren Schulbauten gelang der Bürogemeinschaft Förderer/Otto/Zwimpfer mit dem Bau der Hochschule St. Gallen 1963 ein internationaler Erfolg. Nach der Auflösung des gemeinsamen Architekturbüros baute Förderer, der 1951 zum römisch-katholischen Glauben konvertiert war, in erster Linie katholische Kirchen und einzelne evangelische Gemeindezentren.

1970 gründete er in Schaffhausen zusammen mit den langjährigen Mitarbeitern Rudolf Lüscher und Jost Meier erneut eine Bürogemeinschaft, die bis 1978 bestand. Danach gab er die Architektur völlig auf und widmete sich wieder der Bildhauerei. Es entstanden seine sogenannten Raumbildkästen. Zudem entwarf er erste bühnenbildnerische Arbeiten. 1984 bekam Förderer den Konstanzer Kunstpreis verliehen.

1965 erhielt Förderer einen Ruf als Professor für kooperatives Gestalten an die Akademie der bildenden Künste Karlsruhe, ab 1986 als Honorarprofessor für Entwurf an der Universität Stuttgart. 1993 wurde er emeritiert. Neben seiner lehrenden Tätigkeit, blieb die publizistische weiterhin wichtig. Von 1973 bis 1980 war er Schaffhauser SP-Kantonsrat. 

Ich eröffne die Artikelserie mit Bildern des Schulhauses Gräfler in Schaffhausen-Herblingen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Publiziert am 31. August 2024       Fotos: Robert S. Bolli; Text: aus Wikipedia

 

 

 

 

 

 

 

 

 




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Komm schon, komm schon

"Whatever you plan on happening, never happens"

Handlung: Als Radiojournalist befragt der in New York lebende Johnny, (dargestellt von Joaquin Phoenix in seiner charmantesten Rolle) amerikanische Kinder nach deren Gedanken, Träumen und Vorstellungen zur Zukunft und reist dafür von Stadt zu Stadt, quer durch die Vereinigten Staaten. Er geht dabei einfühlsam und aufrichtig interessiert vor, eigene Kinder hat er aber keine. Johnny lebt von seiner langjährigen Freundin getrennt und ist deshalb wieder Single. Als sich seine Schwester Viv, die in Los Angeles lebt, (Gaby Hoffmann) mit der er sich in einer schwierigen Beziehung befindet, notfallmässig um ihren psychisch kranken Ehemann kümmern muss, bietet Johnny an, auf seinen Neffen Jesse (in einer atemberaubenden Rolle: Woody Norman) aufzupassen und begibt sich nach Los Angeles.

Der Radioreporter im mittleren Alter lernt den neunjährigen Wuschelkopf kennen, der eine lebhafte Fantasie hat und höchst ungern nicht im Mittelpunkt steht. Viv hat ihren Sohn immer in seiner Offenheit bestärkt und empfiehlt ihrem Bruder, in Gesprächen mit ihm einfach ehrlich zu ihm zu sein. So fragt Johnny seinen Neffen über seine Vorstellungen vom Leben und seiner Zukunft, wie er es schon im Rahmen seiner Arbeit bei unzähligen Kindern getan hat. Jesse jedoch verweigert zunächst jedes Gespräch. Das Vertrauensverhältnis muss sich erst nach und nach aufbauen. Bald schon teilt Jesse die Freude seines Onkels am Ton-Aufnahmegerät, und die beiden unternehmen gemeinsam Streifzüge in die nähere Umgebung. Als Johnny für sein Interviewprojekt nach New York zurückbeordert wird, gelingt es ihm, Jesses Mutter davon zu überzeugen, dass es für alle die beste Lösung sei, seinen Neffen am Abenteuer zu beteiligen, und ihn auf seinen Reisen mitzunehmen. Diese Reisen von Grossstadt zu Grossstadt entwickeln sich zur grössten Herausforderung, sowohl für den kindlichen Jesse, wie auch für den im Umgang mit Kindern unerfahrenen Onkel Johnny.

Fazit: C'mon, c'mon ist ein sensibler, von leichter Hand gedrehter Schwarz-Weiss-Film um eine Familie, die sich trotz ihrer windschiefen Konstruktion als belastbar erweist. Und es ist die Geschichte, die von den Herausforderungen handelt, zwischen Menschen zweier verschiedener Generationen, die trotz ihrer Unterschiede zusammenhalten und zusammenbleiben müssen. Dieser Film erforscht die Welten der beiden und versucht, die Gemeinsamkeiten zu finden, die es zwei Menschen ermöglichen, das Dasein des anderen zu geniessen und es zu erweitern. Diese Gemeinsamkeit mag vor den Augen des Publikums von marginaler Bedeutung sein, aber ihre Existenz reicht aus, um Gefühle wie Liebe und Zuneigung und Sympathie auszudrücken. Dieser Film lässt auch den Betrachter die Rolle spüren, die die Mutter als wichtigste Stütze des Kindes inne hat, und er wird besser mit den Problemen vertraut, mit denen eine Mutter im Leben konfrontiert ist. Regisseur Mike Mills schuf mit C'mon, c'mon ein herzerwärmender Film über die Familie, das Aufziehen von Kindern und die Zukunft, die sie verkörpern, der manchmal zum Weinen, dann wieder zum Lachen animiert.

Come on, come on oder eben: C'mon c'mon (USA 2021); Regie: Mike Mills; Laufzeit: 114 Min.

Publiziert am 30. August 2024

 

 

 

 

 




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Ai Weiwei in Bad Ischl (Teil 2)

Ai Weiweis Kunstverständnis wurde von unterschiedlichen Seiten geprägt. Zum einen ist hier die traditionelle chinesische Kultur, die Ai seit frühester Jugend an beschäftigte - stark geprägt durch seinen Vater, den Dichter Ai Qing (1910-1996). Zum anderen übte sein zwölfjähriger Aufenthalt in Amerika einen grossen Einfluss auf ihn aus. Vor allem der Dadaismus sowie die Pop-Art waren prägend für sein Kunstverständnis.

Marmorschlössl: Die „Illumination“ von Ai Weiwei ist vieles. Es ist ein Selfie. Es ist eine Dokumentation des Lebens in einem Polizeistaat. Es ist ein Akt des Widerstands. Es ist aus Legosteinen gemacht. Als er sich 2009 in der Stadt Chengdu aufhielt, stürmte die Polizei das Hotel, in dem er wohnte, und verhaftete ihn. Als Ai in einen Aufzug gebracht wurde, machte er das Selfie, das er später aus Legosteinen (1-er) rekonstruierte, um „Illumination“ zu schaffen. (Leihgabe des Mildred Lane Kemper Art Museum, St. Louis, USA)

 "Artist as Invidia", 2022 (Selbstporträt aus Murano-Glas)

Marmorschlössl: Originalgetreue Nachbildung zweier Handschellenpaare aus traditionellen, in der chinesischen Kunst verwendeten Materialien: Ebenholz und Jade.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Marmorschlössl: Figure Without a Brain, 2020

 

 

Aus chinesischen Massengräbern geborgene Knochenfragmente hingerichteter Delinquenten. Hier originalgetreu aus Porzellan nachgebildet und in speziellen, nach Weiweis Plänen angefertigten Vitrinen ausgestellt.

 Ai Weiweis Antwort auf die Reaktionen der Menschen zum Ausbruch der Pandemie: Die Klopapier-Rolle, angefertigt aus Murano-Glas.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ai Weiweis Antwort auf staatliche Behörden-Wilkür: 6 x Stinkefinger ebenfalls aus verschiedenfarbigem Murano-Glas.

 

 "6 gestapelte Porzellanvasen"

Traditionell in den Farben Blau-Weiss hergestellte chinesische Porzellanvasen mit Kriegsmotiven, Grösse: 312,0 x 51,0 x 27,0 cm und von Ai Weiwei im antik-griechischen Stil entworfene Tapete mit Militärmotiven.

Ein der Hallstatt-Zeit nachempfundenes Keramikgefäss mit Pop-Art-Beschriftung eines US-Amerikanischen Getränkegiganten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Die Runde der Gefangenen" oder auch "Der Hofgang" von Vincent van Gogh, der sich 1889 freiwillig in die Nervenheilanstalt Saint-Paul-de-Mausole in St.Rémy-de-Provence einweisen liess. Das Gemälde entstand im Februar 1890, nach einer Vorlage von Gustave Doré und zählt zu den Spätwerken des Künstlers. Er vollendete das Gemälde wenige Monate vor seinem Tode am 29. Juli 1890. Hier Ai Weiweis Darstellung mit Lego-Steinen der Sorte "1-er". Grösse: ca. 100 x 80 cm

 

Marmorschlössl zu Bad Ischl, am 6. Juni 2024 

 




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